Was sind gesundheitsbezogene Konsequenzen von Hochsensitivität?

(Quelle: pixabay, StockSnap

Sensitivitätsforschende haben sich neben den Grundlagen zum Konstrukt der Hochsensitivität vermehrt auch mit dem Zusammenhang mit gesundheitsbezogenen Konsequenzen beschäftigt.

Wie in einigen vorherigen Artikeln bereits angesprochen, hat auch die Hochsensitivität ihre Vor- und Nachteile (siehe z.B. den Blog-Artikel "Was sind arbeitsbezogene Konsequenzen von Hochsensitivität?"). Diese lassen sich auch auf relevante gesundheitsbezogene Konsequenzen übertragen, sowohl mit positivem als auch mit negativem Fokus. Dabei ist zu betonen, dass die gesundheitsbezogenen Konsequenzen nicht determiniert sind, sondern stark von endogenen und exogenen Faktoren abhängen (siehe Blog-Artikel "Was beeinflusst Hochsensitive besonders stark?").

negative konsequenzen

In Studien wurde Hochsensitivität bereits mit einer Vielzahl von verschiedenen negativen Effekten in Verbindung gebracht. Darunter befinden sich unter anderem Ergebnisse zum Zusammenhang mit Depression (z.B. BAKKER & MOULDING, 2012; LISS ET AL., 2008; LISS ET AL., 2005), Angst (z.B. JONSSON, GRIM & KJELLGREN, 2014; MEREDITH ET AL., 2016), Stress (z.B.  BAKKER & MOULDING, 2012; BENHAM, 2006) sowie auch physische Symptome (BENHAM, 2006).

 

Mögliche Ursachen für die angeführten Zusammenhänge mit Hochsensitivität werden insbesondere mit Blick auf Depression beschrieben: Hier suggerieren BRINDLE ET AL. (2015) beispielsweise Schwierigkeiten mit Blick auf die Regulierung und Akzeptanz von (negativen) Emotionen als einen möglichen Faktor (vgl. auch BAKKER & MOULDING, 2012). In ähnlicher Weise implizieren MEYER ET AL. (2005), dass insbesondere mit Blick auf uneindeutige Situationen ein Zusammenhang zwischen Hochsensitivität und negativen kognitiven und affektiven Reaktionen besteht. Als zusätzliche Ursache werden auch verschiedene biologische und genetische Faktoren vermutet, die sowohl mit Hochsensibilität als auch teilweise mit psychischen Störungsbildern in Verbindung gebracht werden, wie beispielsweise Angst und Depression (GREVEN ET AL., 2018). Allerdings besteht auch hier noch großer Forschungsbedarf.

positive konsequenzen

Doch wie bereits in einigen Artikeln beschrieben, so sind auch gerade die positiven Effekte von Hochsensitivität von großer Bedeutung, die sich auch in einigen Studien widerspiegelt. Es gibt mittlerweile beispielsweise empirische Evidenzen dafür, dass hochsensitive Menschen besonders stark von psychologischen Interventionen profitieren und diese somit für diese Adressatengruppe besonders effektiv sein kann (NOCENTINI ET AL., 2018; PLUESS & BONIWELL, 2015). Hier scheint insbesondere die „Mindfulness-Based Cognitive Therapy“ für hochsensitive Menschen besonders hilfreich zu sein (BRATHOLM WYLLER ET AL., 2018).

Forschungslücken

Obschon also bereits einige Studien zu gesundheitsbezogenen Konequenzen existieren, sind einige Fragen noch unbeantwortet, wie beispielsweise zum Autismus. Trotz erster Studien zur Verbindung mit Autismus (LISS ET AL., 2008), ist unter anderem noch nicht geklärt, inwieweit die damit zusammenhängenden sensorischen Sensitivitäten mit dem Konstrukt der Hochsensitivität zusammenhängen (vgl. GREVEN ET AL., 2018). Vergleicht man zudem die beschriebenen Studien mit der Anzahl an Untersuchungen zu negativen und positiven gesundheitsbezogenen Konsequenzen, wird schnell deutlich, dass hier ein großes Ungleichgewicht besteht und auch an dieser Stelle noch viele Fragen offen sind. Mit einigen dieser Fragen beschäftigen sich aber derzeit einige Dissertationen, sodass in den nächsten Jahren weitere vielversprechende und erkenntnisreiche Befunde zu erwarten sind.